In der Dokuserie „Employable Me“ machen behinderte Menschen darauf aufmerksam, dass viele von ihnen weiterhin vom 1. Arbeitsmarkt ausgeschlossen bleiben. Mittlerweile wird die Serie in immer mehr Ländern mit eigenen Protagonist*innen gezeigt, den Anfang machte die BBC in Großbritannien, danach folgte Kanada.

Die neue Dokuserie „Employable Me Canada“ thematisiert, dass noch zu viele Kanadier mit Behinderung auf dem 1. Arbeitsmarkt keinen Job finden. Laut einer Studie hatten 2011 nur 49 Prozent der Kanadier mit Behinderung einen Job (im Vergleich dazu 79 Prozent der Kanadier ohne Behinderung). In der Serie sprechen Jobsuchende mit Behinderung über ihre Herausforderungen und wo sie heute arbeiten. Außerdem werden Sie mit Beratern zusammengebracht, um einen geeigneten Job zu finden. Unter den Bewerber*innen sind eine autistische Frau, ein blinder Mann, eine Frau mit Tourette-Syndrom, ein Mann mit einer Zwangserkrankung und ein Mann mit Down-Syndrom.

Hinter der Serie steckt die Produktionsfirma THA Media, in Zusammenarbeit mit TVO und der not-for-profit Multimedia-Organisation Accessible Media Inc (AMI). Letztere hat es sich vor allem zum Ziel gesetzt, sehbehinderte und blinde Kanadier zu informieren, zu unterhalten und zu empowern. Über eigene Kanäle (AMI-tv, AMI-audio auf Englisch und AMI-télé auf Französisch) senden sie daher sowohl inhaltlich mit Bezug zum Thema Leben mit einer Behinderung, als auch technisch barrierefrei (Untertitel, Audiodeskription).

Hier ist der Spot zur Serie „Employable Me Canada“:

Leider sind die Sendungen nur in Kanada anzuschauen, aber die Trailer der Episoden könnt ihr auf YouTube finden (Episode 1, Episode 3Episode 5). Teilnehmerin Melissa Walter, die mit dem Tourette-Syndrom lebt, erzählt ihre Geschichte dem Magazin Montrealgazette. Außerdem erklären kanadische Arbeitgeber*innen in kurzen Videos, warum sie Menschen mit Behinderungen eingestellt haben. Mit dabei sind: die Supermarktkette Sobeys, der Cateringservice The Lunch Lady Group, die Schnellrestaurantkette Tim Hortons, das Amsterdam Brew House, die Fitnesscompany GoodLife Fitness. Einige der Tipps:

Tipps für Arbeitgeber*innen

  • Job-Interview: Arbeitgeber*innen sollten sich nicht nur auf die Behinderung fokussieren und eher urteilen, ob die/der Bewerber*in zur Schule ging, sich ehrenamtlich engagiert, stark für einen Job gekämpft hat. Wichtig ist es zu formulieren, was Sie als Arbeitgeber*innen erwarten von der/dem Bewerber*in und sicherzustellen, dass dies auch verstanden wird.
  • Job-Alltag: Es ist ratsam, eine willkommene Arbeitsatmosphäre für Menschen mit (und ohne) Behinderung zu schaffen.

Tipps für Jobbewerber*innen mit Behinderung:

  • Job-Interview: Es ist eine Empfehlung, sich angemessen zu kleiden und während des Interviews ruhig und entspannt zu bleiben. Außerdem kann man vorher mit einem Freund typische Interviewfragen durchgehen.
  • Job-Alltag: Es bringt einen Vorteil zu zeigen, dass man die neuen Aufgaben lernen möchte.

Employable Me in Großbritannien (BBC Two)

Schon 2016 brachte BBC 2 die Kampagne „Employable Me“ in Großbritannien. Hier ist der Trailer:

Zu den Protagonist*innen zählen unter anderem Zena und Matthew, die mit dem Downsyndrom leben und Louisa und Thomas, die autistisch sind. Einen Video-Bericht über die Kampagne der BBC brachte WorldwideNews. The Guardian schrieb, dass in der Serie vor allem Leute ausgewählt wurden, die klischeebeladene Symptome zeigen (wie fotografisches Gedächtnis bei Autist*innen), aber die Geschichten trotzdem helfen über Stigmatisierung in der Arbeitswelt nachzudenken.

Und wann kommt „Employable Me“ nach Deutschland?

Nach Großbritannien und Kanada haben Produktionsfirmen in den USA und Australien schon angekündigt, dass sie auch eine „Employable Me“-Serie starten wollen. Wir sind gespannt, wann auch Deutschland dabei ist. Bis dahin haben wir hier schon mal den Tipp, sich unsere „Andersmacher-Videos“ anzuschauen.

Zu den Andersmachern gehören bisher der Wheelchairskater David Lebuser, die Strafverteidiergiern Pamela Pabst, die Schauspieler Carina Kühne, der Kampfkünstler Benjamin Piwko und der Tischlerazubi David Völzmann. Außerdem gibt es auf der Seite Infos zu Beratungsstellen für behinderte Menschen, die sich für einen Job auf dem 1. Arbeitsmarkt bewerben möchten. Bei einer Arbeitslosenquote von 13,4 Prozent unter schwerbehinderten Menschen, was über dem deutschen Durchschnitt liegt, ist ein Handeln seitens von Firmen und Unternehmen in Deutschland längst überfällig.

 

Titelbild: facebook.com/employablemeca