Vom 7. bis 17. Februar finden die Internationalen Filmfestspiele Berlin statt. Die Berlinale ist das größte Besucher*innen-Filmfestival weltweit und so kann jede*r Filminteressierte in diesem Jahr aus 400 Filmen wählen. Wir stellen Euch nun neun Filme vor, die sich mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen und informieren Euch über die barrierefreien Angebote des Festivals.
37 Seconds
Um Selbstbestimmung und Selbsterfahrung geht es in dem japanischen Film 37 seconds. Die 23-jährige Yuma (Mei Kayama) ist eine talentierte Manga-Zeichnerin und sitzt im Rollstuhl. Auf der Arbeit, im Zeichenstudio, gibt ihre Chefin, die berühmte Comic-Künstlerin und Bloggerin Sayaka, Yumas Zeichenideen als ihre eigenen aus. Und zu Hause wird Yuma von ihrer Mutter überbehütet und kaum aus den Augen gelassen. Als Yuma über pornografische Manga-Comics stolpert, spielt sie mit dem Gedanken, auch welche zu zeichnen. Ihre Verlegerin rät ihr jedoch, erst einmal selbst sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Eine große Herausforderung für Yuma bei der sie sich die Frage stellt, wer in Tokios Rotlichtviertel ein Sexdate mit einer Frau im Rollstuhl haben möchte.
Japan 2019, Regie: Hikari.
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Al Habil
Der Kurzfilm Al Habil ist eigentlich von 1985, wurde jedoch 2018, neben sechs anderen Filmen, vom Arsenal Institut für Film und Videokunst aus Berlin digital restauriert. Der sudanesische Filmemacher Ibrahim Shaddad dokumentiert den Weg zweier blinder Männer in Begleitung eines Esels durch die Wüste. Mit einem Seil halten sie den Kontakt zum Tier, das abwechselnd den Weg vorgibt oder von den Männern durch die Wüste geführt wird.
Sudan 1985; Regie: Ibrahim Shaddad.
Informationen und Termine
Dafne
Dafne (Carolina Raspanti) ist 30 Jahre alt und hat das Down-Syndrom. Als ihre Mutter stirbt, verfällt ihr Vater in eine Depression. Dafne muss nun ihre ganze Energie aufbringen, um sich um ihren Vater zu kümmern und ihm neue Kraft zu geben. Dabei wird die Rollenverteilung zwischen Vater und Tochter aufgebrochen.
Italien 2019, Regie: Federico Bondi.
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Das innere Leuchten
Die Dokumentation Das innere Leuchten von Stefan Sick beobachtet den Alltag von Demenzpatient*innen in einer Pflegeeinrichtung. Der Film baut eine emotionale Nähe zu den Protagonist*innen auf und ermöglicht dadurch ihren Blick auf die Welt zu zeigen.
Deutschland 2019, Regie: Stefan Sick.
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Lady Chatterley
Der Film Lady Chatterley spielt auf Wragby Hall, dem Landsitz der Chatterleys, Im Jahr 1921. Dort leben Constance und ihr Mann Clifford, ein ehemaliger Leutnant, der nach seiner Rückkehr von der Front impotent ist und im Rollstuhl sitzt. Constance versinkt in der Monotonie ihres Ehelebens. Erst als ihre Schwester die Anstellung einer Pflegerin für Clifford initiiert, beginnt sie ihr Leben in die Hand zu nehmen. Auf einer Wanderung trifft sie auf Oliver Parkin, den Wildhüter ihres Anwesens. Obwohl sie von einem unterschiedlichen gesellschaftlichen Stand sind und verschiedene Lebenskonzepte haben, entfacht ihr Aufeinandertreffen bei Constance eine nie gelebte Sehnsucht.
Frankreich / Belgien 2006, Regie: Pascale Ferran.
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Magic Life of V
Veera hat seit ihrem elften Lebensjahr an rund 30 Live-Rollenspielen teilgenommen. Für sie die Möglichkeit, immer wieder in neue Rollen zu schlüpfen und neue Identitäten anzunehmen. In dem Dokumentarfilm Magic Life of V zeigt Tonislav Hristov den Grund für Veeras ständigen Drang nach Verwandlung. Unterstützt durch eingespielte Home-Video Sequenzen entsteht ein Bild von einer jungen Frau, die sich und ihren Bruder Ville, der Lernschwierigkeiten hat, vor ihrem trinkenden Vater immernoch zu schützen versucht.
Finnland / Dänemark / Bulgarien 2019, Regie: Tonislav Hristov.
Magralen
Magralen ist ein Kurzfilm aus einer iranisch-kanadischen Co-Produktion. Er erzählt die Geschichte des Jungen Nimas, der mit seiner Familie auf einem Autoschrottplatz lebt und der seiner jüngeren Schwester Tara Geschichten erzählt. Tara ist blind und bekommt von Nimas eine ganz eigene Version der Realität erzählt – auch als die Mutter die Familie eines Tages verlässt.
Iran / Kanada 2019, Regie: Maryam Zarei. Informationen und Termine
Splash
„Die Kamera fällt ins Wasser. Ein Mann ohne Arme steht am Beckenrand und angelt mit seinem Fuß die Taucherbrille aus der Hose. Wie ein Tier beißt er einer Frau, die neben ihm steht, in die Hand. Ein Paket wird geöffnet. Sprung ins Wasser, dann folgt ein Splash! Es ist das Explodieren einer Bombe, das den Übergang vom Leben zum Tod markiert.“
So wird Splash beschrieben. Der experimentelle Kurzfilm von der Chinesin Shen Jie ist eine Montage von wenigen Tonelementen, animierten Bildern und Kadragen und erzählt von Grenzbereichen und Möglichkeiten. Herausgekommen ist ein nicht-lineares Werk voller Dringlichkeit und Unruhe.
Volksrepublik China 2019, Regie: Shen Jie.
Informationen und Termine
Sie nannten ihn Amigo
Deutschland 1939 in der Zeit des zweiten Weltkriegs. Der 13-jährige Amigo findet im Keller den geflohenen politischen Häftling Pepp und will ihm helfen. Doch ein Mitwisser verrät ihn an seinen Nazi-Vater.
Der Film Sie nannten ihn Amigo erschien 1958 in der DDR. Für die Berlinale 2019 wurde er barrierefrei aufgearbeitet. Amlass ist die Verleihung des Heiner-Carow-Preises
Deutsche Demokratische Republik 1958, Regie: Heiner Carow.
Informationen zur Barrierefreiheit
Informationen zu Filmen mit Audiodiskreption und Untertiteln, sowie Ticketbestellungen für Menschen mit Behinderung gibt es hier.
Weitere Infos zu rollstuhlgerechten Kinos der Berlinale sind auf Wheelmap.org zu finden.
3 Antworten
siehe unten …
Vielen Dank für eure tolle Arbeit und liebe Grüsse aus der Schweiz,
Angie
Toll, dass es eine Website/Initiative wie diese gibt. Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und maximale Wirkung!