Melanie Eilert, Laura Lindemann, Inge Hannemann und Thomas Schuler haben die Jury mit ihren lösungsorientierten Recherchekonzepten überzeugt und erhalten jeweils ein Stipendium über € 2.500. Dabei haben es die 24 Journalist*innen und Blogger*innen, die sich in diesem Jahr für ein Recherchestipendium beworben haben, der Jury mit ihren ausgefeilten Konzepten nicht einfach gemacht.
Besonders gefreut haben sich die Jury rund um Maja Weber, Laura Gehlhaar, Amna Franzke und Judyta Smykowski sowie Initiator Thomas Wüst darüber, dass die Ausschreibung auch in diesem Jahr wieder auf eine so große Resonanz gestoßen ist. Bemerkenswert ist dabei, dass gleich mehrere Bewerber*innen die Chancen genutzt und sich zum zweiten Mal um ein Stipendium beworben hatten. „Beharrlichkeit zahlt sich aus: So haben in diesem Jahr zwei Stipendiat*innen gewonnen, die sich bereits vor einem Jahr bei der Erstauflage um ein Recherchestipendium beworben hatten und damals noch nicht zum Zug gekommen sind“ stellt Wüst fest, der als stiller Beobachter der Jurysitzung beiwohnte. Die Jury habe sich mit jeder Bewerbung intensiv auseinandergesetzt, in dem die eingereichten Recherchevorhaben aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wurden. So wurden von den Bewerber*innen wieder ausgefeilte Konzepte eingereicht, die ein breites Themenspektrum abdecken. Amna Franzke, die zum ersten Mal in der Jury aktiv war, wertet die hohe Resonanz auf die Recherchestipendien als wichtiges Signal an die Medienbranche: „Journalist*innen mit Behinderung haben eine immer wichtiger werdende Stimme, das dürfen Redaktionen nicht länger außer Acht lassen.“
Wie im vergangenen Jahr erhielten alle Bewerber*innen wieder ein Feedback von der Jury zu ihren eingereichten Unterlagen. Judyta Smykowski ist es besonders ein Anliegen, Journalist*innen mit Behinderung zu empowern: „Die Medienbranche braucht unsere Perspektiven, nur so kann sich der vielfältige Journalismus etablieren.“
Manche Journalist*innen werden noch von der lösungsorientierten Ausrichtung der Stipendien abgeschreckt. Dem ist sich die Jury bewusst. Es ist jedoch auch ein Ziel der Ausschreibung, den konstruktiven beziehungsweise lösungsorientierten Journalismus aus der „Schönfärberei-“Ecke herauszuholen, in der er in unserer Medienlandschaft teilweise völlig zu Unrecht steht. „Unser täglicher Kampf um die Aufmerksamkeit unser Zuschauer*innen führt zu oft zur Devise „bad news is good news“. Weil man da hinhört, hinschaut. Inzwischen aber wandern ganze Kohorten ab, weil ihnen die vielen Unfälle, Flugzeugabstürze und Kriege eine Ausweglosigkeit vorgaukeln, der sie entkommen wollen. Konstruktiver Journalismus muss da erweitern, unser Bild von der Welt realistischer machen. Und Lösungen aufzuzeigen ist für Journalist*innen ebenso verdienstvoll wie Missstände anzuprangern“, ist Jurymitglied Maja Weber überzeugt.
Die Preisträger*innen erhalten in diesem Jahr zusätzlich zu dem Betrag noch die Möglichkeit, sich mit einer Patin aus der Jury, gewissermaßen als Sparringspartnerin, während der Recherche auszutauschen. Gerade in Zeiten von Corona, in denen zusätzliche Kontaktbeschränkungen gelten, war der Jury dieses Angebot wichtig, um die Stipendiat*innen bei Bedarf beim Networking und der lösungsorientierten Bearbeitung der Recherche zu unterstützen. „Es ist mir eine Ehre, eine der Gewinnerinnen bei der Umsetzung eines bedeutungsvollen Projektes zu unterstützen. Ich freue mich auf viele empowernde Momente“, meint Jurymitglied Laura Gehlhaar, die als Patin für ein Rechercheprojekt ihre Coaching-Erfahrung aktiv anbieten wird.
Am Ende einer langen Jurysitzung waren sich alle Beteiligten einig: Auch im nächsten Jahr werden wieder Recherchestipendien für Journalist*innen mit Behinderung aufgelegt. An alle Journalist*innen mit Behinderung, die sich bisher von der lösungsorientierten Ausrichtung der Stipendien abschrecken ließen oder sich bislang aus einem anderen Grund nicht beworben haben, haben Jury und Initiator Thomas Wüst eine klare Botschaft: Bewerbt Euch!