Diese Woche startete die RTL-Dokusoap „Reset – Zurück ins Leben“. Was die Presse dazu schrieb und wie die Reaktionen auf Facebook waren, hier im kurzen Überblick.
Die Welt: „Wunder gibt es immer wieder – bei RTL“
Man wundert sich ein bisschen, dass Behindertenverbände nicht schon im Vorfeld dagegen protestiert haben. Diese Sendung kann eigentlich keiner von ihnen gutheißen, denn es weckt völlig überzogene Erwartungen. Nebenbei zementiert es noch das Vorurteil, ein Leben im Rollstuhl sei nicht lebenswert. Wer nicht wieder auf die Beine komme, der verpasse das Beste im Leben. Er sei nur ein halber Mensch.
Süddeutsche Zeitung: RTL-Doku über Querschnittslähmung. „Gelähmt sind wir nur im Kopf“
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Was die Sendung an Emotion zu viel hat, hat sie an Information zu wenig; denn die hätte die Doku wirklich sehenswert gemacht. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über den Stand der Forschung, andere Symptome der Lähmung oder die Chancen auf Heilung für andere Betroffene.
Neue Osnabrücker Zeitung: Das Unmögliche wird möglich. RTL-Doku: „Reset – Zurück ins Leben“
Einmal mehr kann sich ein privates TV-Format als Helfer und Retter inszenieren, wo der Staat zu kurz greift. Denn dass die Betroffenen im Alltag durch eine immer noch rollstuhlfeindliche Umwelt behindert werden, kritisiert auch Tanja Konrad auf der Website „Der Querschnitt“ der Manfred-Sauer-Stiftung. Dass der Untertitel der RTL-Doku „Zurück ins Leben“ suggeriert, ein Leben im Rollstuhl sei kein Leben, wird hier ebenfalls angekreidet: „Die meisten Querschnittgelähmten würden wohl widersprechen.“
„Ohne den Schrittmacher wäre nichts möglich gewesen“, ist sich Holubek sicher. Letztlich ist der Erfolg der „Therapie“ jedoch nur mit eisernem Willen möglich. Dennis Zittlau bedankt sich aber auch bei seinem privaten und beruflichen Umfeld für die Unterstützung bei seinem persönlichen Weg „zurück ins Leben“. Wobei er sich immer als „voll im Leben stehend“ sieht. Trotz des Handicaps.
Der Querschnitt: „Reset – Zurück ins Leben“ – RTL-Doku mit Markus Holubek
Natürlich löst das Wiedererlangen der Gehfähigkeit einige Probleme – von der eingeschränkten Mobilität in einem Land, in dem Barrierefreiheit noch viel zu oft ein Fremdwort ist, bis hin zum Unvermögen sich mit anderen auf Augenhöhe unterhalten zu können – aber eben nicht alle! Gelähmt sind wir nicht „nur im Kopf“. Gelähmt sind wir von der Läsionshöhe abwärts.
Rollingplanet: „Hart an der Kotzgrenze: Reset – Zurück ins Leben“
Kein lebenswertes Leben mehr? Zu faul zum Laufen? Querschnittgelähmte Rollstuhlfahrer sollten sich nicht wundern, wenn sie ab morgen von Nachbarn oder Arbeitskollegen schräg angeschaut werden. Laufen kann doch jeder, wenn er nur will (und sich einer kleinen OP unterzieht) – so lautet die Botschaft von Markus Holubek und der RTL-Dokumentation „Reset – Zurück ins Leben“…
Kobinet Nachrichten: „Zurück ins Leben?“
Leben im Rollstuhl – kein selbstbestimmtes Leben mehr möglich? Wie heute noch vielfach Barrieren einem selbstbestimmten Leben entgegen stehen und Menschen im Rollstuhl behindert werden – das hat die Macher der „Langzeit-Dokumentation“ nicht wirklich interessiert.
Reaktionen auf Facebook
Ob es geglaubt wird oder nicht die Leute die es wissen müssen und an Dennis glauben wissen das es nicht gespielt ist. Er glaubt an sich und so was sollte man öfter ausstrahlen anstatt so was wie mitten im leben !!!
„Du bist fucking komplett gelähmt …“
„Warum bist du Drecksack irgendwie so arrogant und sagst ‚ich weiß, dass ich wieder laufe‘, wenn …“
„Was soll das denn jetzt, Rollstuhl, so ein Scheiß …“
„Das ist gerade eine eigene Bewegung, du Arschloch!“
Oje!
Die Frage ist also, was muss sich in der Gesellschaft ändern? Und nicht: Wie bringen wir alle Rollstuhlfahrer wieder zum Laufen…
Hier gibt’s die Sendung nochmals zum Anschauen.