„Reset – Zurück ins Leben“ – Reaktionen zur RTL-Dokusoap

Screenshot von Artikel in der Welt zur RTL-Sendung "Reset - Zurück ins Leben"
Screenshot: http://www.welt.de/vermischtes/article128386064/Wunder-gibt-es-immer-wieder-bei-RTL.html

Diese Woche startete die RTL-Dokusoap „Reset – Zurück ins Leben“. Was die Presse dazu schrieb und wie die Reaktionen auf Facebook waren, hier im kurzen Überblick.

 

Die Welt: „Wunder gibt es immer wieder – bei RTL“

Man wundert sich ein bisschen, dass Behindertenverbände nicht schon im Vorfeld dagegen protestiert haben. Diese Sendung kann eigentlich keiner von ihnen gutheißen, denn es weckt völlig überzogene Erwartungen. Nebenbei zementiert es noch das Vorurteil, ein Leben im Rollstuhl sei nicht lebenswert. Wer nicht wieder auf die Beine komme, der verpasse das Beste im Leben. Er sei nur ein halber Mensch.

 

Süddeutsche Zeitung: RTL-Doku über Querschnittslähmung. „Gelähmt sind wir nur im Kopf“

Was die Sendung an Emotion zu viel hat, hat sie an Information zu wenig; denn die hätte die Doku wirklich sehenswert gemacht. Der Zuschauer erfährt kaum etwas über den Stand der Forschung, andere Symptome der Lähmung oder die Chancen auf Heilung für andere Betroffene.

 

Neue Osnabrücker Zeitung:  Das Unmögliche wird möglich. RTL-Doku: „Reset – Zurück ins Leben“

 

Einmal mehr kann sich ein privates TV-Format als Helfer und Retter inszenieren, wo der Staat zu kurz greift. Denn dass die Betroffenen im Alltag durch eine immer noch rollstuhlfeindliche Umwelt behindert werden, kritisiert auch Tanja Konrad auf der Website „Der Querschnitt“ der Manfred-Sauer-Stiftung. Dass der Untertitel der RTL-Doku „Zurück ins Leben“ suggeriert, ein Leben im Rollstuhl sei kein Leben, wird hier ebenfalls angekreidet: „Die meisten Querschnittgelähmten würden wohl widersprechen.“

 

Westfälische Nachrichten: Dennis Zittlau: „Gehen am Rollator – das wäre was“

 

 

„Ohne den Schrittmacher wäre nichts möglich gewesen“, ist sich Holubek sicher. Letztlich ist der Erfolg der „Therapie“ jedoch nur mit eisernem Willen möglich. Dennis Zittlau bedankt sich aber auch bei seinem privaten und beruflichen Umfeld für die Unterstützung bei seinem persönlichen Weg „zurück ins Leben“. Wobei er sich immer als „voll im Leben stehend“ sieht. Trotz des Handicaps.

 

Der Querschnitt: „Reset – Zurück ins Leben“ – RTL-Doku mit Markus Holubek

 

Natürlich löst das Wiedererlangen der Gehfähigkeit einige Probleme – von der eingeschränkten Mobilität in einem Land, in dem Barrierefreiheit noch viel zu oft ein Fremdwort ist, bis hin zum Unvermögen sich mit anderen auf Augenhöhe unterhalten zu können – aber eben nicht alle! Gelähmt sind wir nicht „nur im Kopf“. Gelähmt sind wir von der Läsionshöhe abwärts.

 

Rollingplanet: „Hart an der Kotzgrenze: Reset – Zurück ins Leben“

 

Kein lebenswertes Leben mehr? Zu faul zum Laufen? Querschnittgelähmte Rollstuhlfahrer sollten sich nicht wundern, wenn sie ab morgen von Nachbarn oder Arbeitskollegen schräg angeschaut werden. Laufen kann doch jeder, wenn er nur will (und sich einer kleinen OP unterzieht) – so lautet die Botschaft von Markus Holubek und der RTL-Dokumentation „Reset – Zurück ins Leben“…

 

Kobinet Nachrichten: „Zurück ins Leben?“

Leben im Rollstuhl – kein selbstbestimmtes Leben mehr möglich? Wie heute noch vielfach Barrieren einem selbstbestimmten Leben entgegen stehen und Menschen im Rollstuhl behindert werden – das hat die Macher der „Langzeit-Dokumentation“ nicht wirklich interessiert.

 

Reaktionen auf Facebook

 
 
An Ke Ich denke RTL ist nicht der richtige Sender für solche Themen. Ich habe es aber nicht gesehen.
 
 
Jacqueline Berenice Stamm Ich fand es gut, der Mann hat seinen Weg bestimmt, wer ihn begleitet, was er braucht und wie er es braucht und dass sein Glauben an sich selber, sich erfüllt hat, das war und ist die Aussage des Films und es ist wichtig dass diese rüberkam, egal welcher Sender….
 
 
Ingrid Pestenhofer man kann alles auch schlechtreden, oder? Jeder Mensch, egal, ob be-hindert oder nicht, hat seinen eigenen Weg, seine eigenen Chancen. RTL hat nicht den hohen Level, den so eine Doku braucht, besser, arte, 3-sat, Phönix, ntv.
 
 
Hotze Quinz Klar is das von RTL sehr emotional verpackt aber so sollte es auch sein…die Story über Dennis is keinesfalls überzogen und wer Dennis kennt (schon vor der Doku) und wer ihn schon live erleben durfte weiss wieviel Lebensfreude und Energie in ihm steckt und das er schon vor der Doku gekämpft hat…deshalb finde ich diese Miesmache in dem Bericht nicht angebracht…klar von RTL erwartet man nich viel aber ich bin der Meinung das is absolut real…naja meine meinung halt
 
 
Waltraut Hartmann Man Kann auch in nem rolli Ein tolles Leben haben. Jeder Ist seines glückes Schmied . Ich habe Freunde Die im rolli sitzen und Die Sind einfach glücklich und tun Was ihnen spass macht. Und kämpfen im Leben müssen beide Seiten. Der Mensch im rolli als auch jemand Der Auf eigene Beine steht und läuft.
 
 
Lisa Lieselotte Kurz Hab die letzten 5 Minuten gesehen und fand es schrecklich wie RTL das ganze dargestellt hat. Es war einfach nur über emotional und gestellt. Das wirkt einfach nicht glaubhaft und authentisch.
 
 
Katharina Schütz Ich verstehe nicht, wieso das Ziel ist, aus dem Rollstuhl zu kommen. Schon „Raus aus dem Rollstuhl, zurück ins Leben!“ sagt doch aus, ein „richtiges“ Leben und Lebensfreude seien in einem Rollstuhl nicht möglich.
 
 
Melissa Wolf Diese doku zeigt den Menschen das es Leute gibt die um das kämpfen was sie wollen, das sie sich ein Ziel gesetzt haben und das durchziehen. Und wieso solle das nichts für RTL sein ? Jeder scheiß wir ausgestrahlt und warum sollten sie dann nicht etwas ausstrahlen wo es wirklich um was geht.Dennis Zittlau ist ein Kämpfer und das sollte jeder sehen, und sich als Vorbild nehmen. 
Ob es geglaubt wird oder nicht die Leute die es wissen müssen und an Dennis glauben wissen das es nicht gespielt ist. Er glaubt an sich und so was sollte man öfter ausstrahlen anstatt so was wie mitten im leben !!!
 
 
Andreas Felder @Katharina: und diesen satz sagt der redakteur und erfindet der sendung, der im rollstuhl war und jetzt wieder gehen kann – also war es anscheinend kein leben für ihm im rollstuhl.
 
 
Jasper Krog Das Beste was ich seit langem gelesen habe: „Gelähmt sind wir nur im Kopf!“ Kein Wunder, dass Menschen, die sich wohl damit auskennen, im Netz antworten: „Gelähmt sind wir nicht nur im Kopf. Gelähmt sind wir von der Läsionshöhe abwärts.“
 
 
Sascha Dresing Verstehe ich das richtig?? Die show heißt „zurück ins Leben“ und gezeigt wird, wie ein Rollstuhlfahrer laufen lent. Titel und Beitrag implizieren also Folgendes: Ein Rollstuhlfahrer findet „zurück INS LEBEN“ indem er laufen lent!! Das heißt bevor er laufen konnte war er, wenn man dieser Logik folgt, nicht im Leben. Das heißt wiederrum wer nicht laufen hat kein Leben!! Da ist doch, auch ohne die Doku zu kennen, schon klar welches Behinderungsbild vermittelt bzw. vorrrausgesetzt wird. Da haben Leute die definitiv nicht laufen können oder vielleicht sogar nie laufen konnten )Stichwort: zurück) ganz schlechte Karten.
 
 
Eva Binder Und die Wortwahl, so ansprechend aber auch! 
„Du bist fucking komplett gelähmt …“
„Warum bist du Drecksack irgendwie so arrogant und sagst ‚ich weiß, dass ich wieder laufe‘, wenn …“ 
„Was soll das denn jetzt, Rollstuhl, so ein Scheiß …“
„Das ist gerade eine eigene Bewegung, du Arschloch!“
Oje!
 
 
David Lebuser ich habs eigtentlich schlimmer erwartet muss ich gestehen. Nach den Vorankündigungen musste man aber auch das schlimmste erwarten. ein paar mal „facepalm“ war aber dennoch gegeben. Dennis soll seinen Weg gehen und ich wünsche ihm viel Erfolg dabei, dennoch kann ich mir nicht sparen zu sagen, dass man mit 65.000 € auch einigen mehr zurück ins Leben helfen kann, „trotz“ Rollstuhl.
 
 
Eike Bällmän „Zurück ins Leben“ stellt das Leben von Rollstuhlfahrern dar, als würden sie den ganzen Tag weinen und denken wie schlecht es ihnen doch geht. Hier wird die körperliche Beeinträchtigung, das Nicht-gehen-können, als schicksalhaftes persönliches Unglück dargestellt, das es unbedingt zu vermeiden gilt. Das Leben ist quasi vorbei. Dies schürt unnötige Ängste bei Fußgängern und führt zu Mitleidsbekundungen gegenüber Rollstuhlfahrern – so will es schließlich die bürgerliche Moral. Diese Gedanken und das daraus hervorgehende Verhalten gegenüber Rollstuhlfahrern sorgen dafür, dass sie auf ihre Behinderung reduziert werden. Wie soll man denn dann auch gleichberechtigt am Leben teilhaben? Durch dieses defizitäre Denken – und natürlich nicht barrierefreie Orte – werden Menschen schließlich zu Behinderten gemacht. Und eine auf Defizite ausgelegte „Dokumentation“ trägt dazu ebenso bei. Behinderung sollte endlich nicht mehr als persönliches Schicksal betrachtet werden. Denn Behinderung ist eine gesellschaftliche Konstruktion: Es ist die Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten des Menschen und den Funktionen, die ihm die Gesellschaft abverlangt.
Die Frage ist also, was muss sich in der Gesellschaft ändern? Und nicht: Wie bringen wir alle Rollstuhlfahrer wieder zum Laufen…
 
 

Hier gibt’s die Sendung nochmals zum Anschauen.

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