Jahrgang 1985, ist befristet fest angestellt beim Hessischen Rundfunk. Zuvor absolvierte er dort ein Volontariat.
Welche Ausbildung haben Sie?
Nach dem Abi habe ich an der Philipps-Universität Marburg Germanistik und Geschichte auf Magister studiert. Am Anfang des Studiums wusste ich noch gar nicht, dass ich in den journalistischen Bereich möchte. Im Studium habe ich ein Praktikum in der Regionalredaktion von SWR4 in Mainz gemacht. Ich war vor allem in der Nachrichtenredaktion und habe Meldungen geschrieben. Es folgte ein Praktikum bei der Rhein-Main-Zeitung, danach Stationen beim Hessischen Rundfunk.
Haben Sie bei der Bewerbung zum ersten Praktikum bei SWR4 Ihre Behinderung erwähnt?
Ja, da gab es einen Absatz, dass ich von Geburt an vollblind bin, aber dass ich Hilfsmittel mitbringe, die vieles kompensieren, zum Beispiel einen Laptop mit Sprachausgabe und Braille-Zeile. Und einen Scanner, der mir Texte vorlesen kann und womit ich den Text in einem Textverarbeitungsprogramm bearbeiten kann. Außerdem habe ich einen kleinen Organizer namens Pronto mit Braille-Zeile, Tastatur, Textverarbeitung und einen Kalender für Notizen unterwegs.
An welche positiven Erlebnisse mit Arbeitgeber*innen erinnern Sie sich?
Im Praktikum habe ich sehr viel Offenheit erlebt bei den Journalisten, sich auf die neue Situation einzustellen, mit der Behinderung umzugehen und Lösungen zu finden.
Welche Herausforderungen gab es im Berufsalltag und wer hat Sie unterstützt?
Da die firmeninterne Software bei SWR4 nicht barrierefrei war, habe ich auf meinem Laptop geschrieben. Was ich da noch nicht konnte, war zum Beispiel Soundbearbeitung. Im Praktikum war ich dann ziemlich in meinen Möglichkeiten beschränkt. Es war ein Praktikum von vier Wochen und für einen blinden Praktikanten krempeln die natürlich nicht ihre ganze Software um. Und ich hatte in diesen vier Wochen auch keinen Assistenten.
Nach dem Praktikum habe ich schnell gemerkt, dass mir das Schreiben von Nachrichten sehr liegt. Daraufhin habe ich ein Seminar „Journalistisches Schreiben“ in Marburg besucht, angeboten von Jürgen Fleger, der ein langjähriger Journalist und Reporter beim Hessischen Rundfunk (hr) und selbst blind ist. Er hat mich ermutigt, mich beim hr für ein Praktikum zu bewerben.
Wie verlief das Bewerbungsverfahren für das Volontariat beim hr?
Die erste Runde bestand darin, dass wir einen Film von uns drehen mussten, über einen bestimmten Inhalt, den wir vorgegeben bekamen. Da habe ich mir gedacht: „Wie machst du das?“. Ich habe nie selber gedreht und habe nie vor einer Kamera, noch nicht mal vor einer Handykamera, irgendwie agiert. Das habe ich dann mit sehenden Personen zusammen gemacht. Danach gab es ein Assessment-Center mit verschiedenen Aufgaben, wo es auch um Teamfähigkeit, Kompromissbereitschaft und ähnliches ging. Zu dem Assessment-Center bin ich dann mit meiner Assistenz von der Uni hingefahren.
Wie ging es nach dem Volontariat weiter?
Mein Chef hat es geschafft, dass ich im Moment befristet für zwei Jahre fest angestellt bleiben kann. Ich habe eine 75-Prozent-Stelle. Ich arbeite drei Wochen im Monat und die vierte habe ich komplett frei. In meiner Arbeit pendle ich zwischen hr1 und hr2. Ich mache bei beiden Sendern Beiträge, aber auch viele Planungsarbeiten. Der hr wird für meine Einstellung, weil ich ja ein Mensch mit Behinderung bin, bezuschusst. Man muss wirklich den Kontakt zu den Leuten halten, die das entscheiden, und sich da vorstellen. Das bringt viel mehr, als wenn man sich nur bewirbt.