5 Mythen über Schauspieler*innen mit Behinderung

Die Tänzerin Nele Buchholz kniet in einem weißen Kleid auf der Bühne und hebt den Zeigefinger.

Wir finden einfach niemanden! – Diese und andere Aussagen haben wir schon öfter über Schauspieler*innen mit Behinderung gehört. Wir sammeln Argumente gegen Ausreden.

1. “Warum ist es so wichtig, dass Rollen mit behinderten Schauspieler*innen besetzt werden? Bäcker*innen oder Forensiker*innen werden auch nicht von Menschen gespielt, die diesen Beruf ausüben… ”

Eine Behinderung ist Teil der Identität einer Person, kein Beruf. Es sollte bei der Rollenvergabe also auch um Authentizität,  Repräsentation und um Chancengleichheit gehen. Daher an dieser Stelle ein Appel an nichtbehinderte Schauspieler*innen: Denkt über Repräsentation, Identität und Chancengleichheit nach, wenn ihr eine Rolle, die eine Behinderung enthält, angeboten bekommt. 

Schauspieler Tom Schilling, der im Kinofilm “Die Goldfische” eine Rolle im Rollstuhl verkörperte, verglich das Rollstuhlfahren lernen damit, Zigarre rauchen zu lernen. Es stimmt, dass Schauspieler*innen jemand anderes als sich selbst verkörpern; verschiedene Berufe oder historische Figuren spielen. Aber: hier wird eine Behinderung einem Beruf bzw. einer alltäglichen Tat wie dem Zigarre rauchen gleichgesetzt. Das ist auf der Identitätsebene falsch und verbaut Schauspieler*innen mit einer echten Behinderung jede Menge Chancen, Rollenangebote wahrzunehmen. Weiße Menschen haben zum Glück auch damit aufgehört, schwarze Menschen zu spielen, dies ist mittlerweile unter dem Begriff Blackfacing verpönt. Schauspielerei ist ein Beruf, es sollte kein Stehlen von Identitäten sein.

2. “Am Set ist es zu gefährlich und nicht barrierefrei, Drehtage sind für behinderte Menschen viel zu anstrengend…”

Wem gelten diese Bedenken? Man sollte nicht von einem Erlebnis auf alle anderen behinderten Personen schließen. Ein*e Schauspieler*in mit fehlender Hand ist nicht so sehr auf Sicherheit und Barrierefreiheit angewiesen, wie andere. Außerdem gibt es Assistenzen und Begleiter*innen wie die Initiative Rollenfang, die behinderte Schauspieler*innen ans Set begleiten. Mehr solcher Initiativen sind dringend notwendig.

3. “Wir würden gerne authentisch besetzen. Es gibt aber keine Schauspieler*innen mit Behinderung.”

Was fest steht: Die Ausbildung der Schauspieler*innen muss inklusiver und barrierefreier werden, damit es mehr Nachwuchs geben kann. Doch es gibt bereits Schauspieler*innen mit Behinderung. Wir haben mit Hilfe unserer Community einige zusammengesammelt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): 

Kassandra Wedel

Kassandra Wedel

Sebastian Urbanski

Sebastian Urbanski

RJ MItte

RJ MItte

Selma Blair

Selma Blair

Nico Randel

Nico Randel

Howie Seago

Howie Seago

Franz Rogowski

Franz Rogowski

Jana Zöll

Jana Zöll

John Patrick Garth

John Patrick Garth

Julia Häusermann

Julia Häusermann

Luisa Wöllisch

Luisa Wöllisch

CJ Jones

CJ Jones

Marlee Matlin

Marlee Matlin

Erwin Aljukic

Erwin Aljukic

Ali Stroker

Ali Stroker

Bobby Brederlow

Bobby Brederlow

Emanuelle Laborit

Emanuelle Laborit

Carina Kühne

Carina Kühne

Martin Fromme

Martin Fromme

Peter Dinklage

Peter Dinklage

Juliana Götze

Juliana Götze

Zack Gottsagen

Zack Gottsagen

Manni Laudenbach

Manni Laudenbach

ChrisTine Urspruch

ChrisTine Urspruch

Benjamin Piwko

Benjamin Piwko

Samuel Koch

Samuel Koch

Michael J. Fox

Michael J. Fox

Nele Winkler

Nele Winkler

Tamara Röske

Tamara Röske

Millicent Simmonds

Millicent Simmonds

Weitere Schauspieler*innen mit Behinderung findet ihr bei der Initiative Rollenfang.

4.“Aber man braucht prominente Namen, die die Filmförderung sichern und die Zuschauer*innen ins Kino locken…”

Gehen wir mal aus, dass es so ist. So könnte man trotzdem Statist*innen und kleinere Rollen verstärkt mit behinderten Menschen besetzen. In Filmen und Serien sollte die gesamte Vielfalt der Bevölkerung sichtbar sein. Das würde die Kreativität der Plots erhöhen und Vorbilder für Nachwuchskünstler*innen schaffen. 

5. “Muss ich mich wirklich während eines Kinobesuchs mit dem Thema Behinderung auseinandersetzen..?”

Jede*r ist frei in der Wahl des Films. Die Behinderung der Schauspieler*innen sollte kein Thema des Plots sein. Es ist nur eine von vielen Eigenschaften einer filmischen Figur. 

 

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Eine Antwort

  1. Je besser Filme die gesamte Vielfalt des Menschseins abbilden, desto besser gefallen sie mir!